Über NAS MODE
Bea Petri verbrachte im November 2008 im Auftrag der renommierten Schweizer Entwicklungsorganisation Swisscontact vier Wochen an der bestehenden Schneiderinnenschule NAS MODE in Ouagadougou, der Hauptstadt von Burkina Faso. Swisscontact wird von der Schweizer Wirtschaft getragen und widmet sich seit über fünfzig Jahren ausschliesslich dem Vermitteln von professionellen Berufskenntnissen in Entwicklungsländern. Berufsvermittler von Swisscontact arbeiten grundsätzlich ehrenamtlich und werden lediglich für die Reise und die Spesen entschädigt. Ziel war auch in diesem Fall ein intensiver beruflicher Knowhow-Transfer in den Bereichen Kosmetik und Maskenbild für Theater, Film- und TV-Produktionen. Burkina Faso gilt als Zentrum des afrikanischen Filmschaffens und Ouagadougou beherbergt alle zwei Jahre das grösste afrikanische Filmfestival Fespaco.
Burkina Faso
Burkina Faso gehört zu den ärmsten Ländern der Erde und liegt am Südrand der Sahelzone. Fast 20 Mio. Einwohner verteilen sich auf dieses Binnenland, das etwa siebenmal der Fläche der Schweiz entspricht. Die Arbeitslosigkeit liegt bei über 70% und der Alphabetisierungsgrad bei rund 36%: Exportartikel sind kunsthandwerkliche Gegenstände und in sehr bescheidenem Mass landwirtschaftliche Produkte wie Baumwolle, Karité Butter und Erdnüsse. Abgebaut wird unter entsetzlichen Bedingungen auch etwas Gold, dessen Erträge aber vor allem den ausländischen Konzernen zugute kommen, die sich nicht zuletzt mit Schmiergeldern langfristige Schürfrechte gesichert haben.
Ausbildungszentrum NAS MODE
Unter dem Namen NAS MODE betreibt die engagierte Burkinabée Safi Ouattara Diallo seit 2001 eine professionelle Schneiderinnenschule. Safi bat bei Swisscontact um eine professionelle Person, die dringend benötigte kosmetische und maskentechnische Kenntnisse weitergeben und unterrichten konnte, da NAS MODE auch in Film- und Theaterproduktionen engagiert war. Die Nachfrage führte zur Vermittlung von Bea Petri durch Swisscontact an das damals noch bescheidene Ausbildungszentrum NAS MODE.
Lehrgänge
Der Wunsch von Safi Ouattara Diallo war, dass Bea Petri mit einfachen Mitteln zusätzlich zu den Schneiderlehrgängen, eine Ausbildung für angehende Kosmetikerinnen, sowie eine Zusatzausbildung als Maskenbildnerin ermöglichen konnte.
Dafür standen ihr die bestehenden Räume und der Enthusiasmus der Schulleiterin Safi Ouattara Diallo zur Verfügung. Die Ausgangslage war sehr rudimentär und erforderte viel Geduld und Improvisationsgabe. Der Weg zur Maskenbildnerin führte folgerichtig über eine Ausbildung zur Kosmetikerin und schloss sinnvollerweise auch den zusätzlichen Beruf zur Coiffeuse mit ein.
Sehr schnell wurde klar, dass das bestehende Raumangebot für die neuen Lehrgänge zu klein war. Bea Petri mietete deshalb eine baulich integrierte Nachbarliegenschaft aus eigenen Mitteln dazu und sanierte diese schon bei ihrem ersten Aufenthalt.
Wichtigkeit des Angebotes
Angesichts der ökonomischen und sozialen Probleme des Landes könnte die neue Kosmetik- und die Coiffureausbildung auf den ersten Blick als überflüssiger Service betrachtet werden. Diese westliche Sicht verkennt aber, dass die Menschen in Burkina Faso durchaus vergleichbare Bedürfnisse haben. Schönheitspflege und Äusserliches Erscheinen sind wie auch bei uns ein wichtiger Aspekt für das Selbstbewusstsein und die Würde. Die Haut- und Haarpflege erweisen sich darüber hinaus als wichtige hygienische Massnahme. Sie beugt zum Beispiel den weit verbreiteten entzündlichen Hautkrankheiten vor, was deshalb auch zu einer vertieften Zusammenarbeit mit dem nationalen Spital führte. Die Coiffeurkunst hat eine wichtige Tradition im Leben der afrikanischen Frau.
Projektauswahl
Nationales Fernsehen: Bereits nach Bea Petri’s erstem Ausbildungslehrgang konnte NAS MODE die neuen Kompetenzen unter anderem dem nationalen Fernsehen anbieten. Dieses machte davon gerne Gebrauch und anstelle von Löhnen – weil dafür kein Geld zur Verfügung steht – werden seither regelmässig Spots für die Schule NAS MODE ausgestrahlt.
Trampolin: Für die Bevölkerung bietet NAS MODE seit 2017 in einem Lokal im Stadtzentrum von Ouagadougou seine professionellen Dienstleistungen an. Junge Lehrabgängerinnen und Lehrabgänger können in den Bereichen Kosmetik, Coiffure und Schneiderhandwerk ihr Gelerntes anbieten und praktische und unternehmerische Erfahrungen mit Kundinnen und Kunden sammeln.
Der Nachhaltigkeit verpflichtet
Das Projekt verfolgt das klare Ziel, den jungen Menschen mit einer fundierten Ausbildung eine Arbeits- und Lebensperspektive zu bieten. Dieser Aspekt unterscheidet sich von anderen Hilfsprogrammen, die primär in humanitären, medizinischen und landwirtschaftlichen Bereichen angesiedelt sind und mehr Hilfs- als Ausbildungscharakter haben. Für Bea Petri und Safi Ouattara Diallo sind das Erlernen eines Berufes das wichtigste für die jungen Menschen, denen damit eine eigenständige Zukunftsperspektive gewährleistet werden kann.
Bei den Lehrgängen wird bewusst darauf geachtet, dass möglichst keine Abhängigkeiten von Importen in Energie- oder anderen Rohstofffragen entstehen. Die Auswahl von umweltverträglichen und landeseigenen Produkten ist deshalb selbstverständlich.
"Die jungen Frauen in diesem afrikanischen Land verdienen unsere Aufmerksamkeit und Unterstützung, denn sie sind bereit, ihr Leben und ihre Zukunft selbst in die Hand zu nehmen.“
Bea Petri
Gender Aspekte
Die Ausbildung von Frauen hat in allen nachhaltigen Projekten in Entwicklungsländern eine hohe Priorität. Sie hilft der weiblichen Bevölkerung zu einer besseren Stellung in der Gesellschaft und nutzt die Zuverlässigkeit und das ausgeprägte Verantwortungsbewusstsein von Frauen für eine positive gesellschaftliche Entwicklung. Wir unterstützen diese darüber hinaus mit Aufklärung in Bezug auf die sozialen und gesundheitlichen Fragestellungen wie Familienplanung, Aids, Beschneidungen, Hexenverfolgung, etc.
Selektionskriterien
Wir legen seit dem bestehen von NAS MODE grossen Wert auf transparente und stichhaltige Kriterien bei der Vergabe von Ausbildungsplätzen und kümmern uns persönlich um die Seriosität und Aufrichtigkeit jeder einzelnen Bewerbung. Dank den Ausbildungsgutschriften des Fördervereins NAS MODE können auch talentierte junge Menschen ohne eigene Mittel aufgenommen werden.
Neues Ausbildungszentrum und langfristiges Ziel
Im Jahr 2013 konnte am Stadtrand von Ouagadougou ein neues Ausbildungszentrum mit einer völlig neuen Infrastruktur eröffnet werden. Diverse berufsspezifische Ateliers, Schlafräume, eine Kantine, ein Kinderhort, Toiletten und Duschen sowie ein Sportplatz und Büros stehen auf einem schönen, eigenen Terrain mit Trinkwasser zur Verfügung. 200 Junge Menschen im Alter zwischen 14 und 25 Jahren finden dank dieser Umgebung ein schönes und sicheres Umfeld, in dem in Ruhe und konzentriert einer der Wunschberufe erlernt werden kann. Ueber 100 Schülerinnen werden jährlich vom Förderverein NAS MODE finanziert. Die anderen Schülerinnen haben die Mittel, sich selbst zu finanzieren. Unser Engagement aus der Schweiz soll in diesem Ausmass weitergehen und neben den Ausbildungsplätzen auch den Erhalt der Infrastruktur sichern.
Für die grosszügige finanzielle Unterstützung, mit der wir diese ausserordentliche Schule bauen konnten, möchten wir uns an dieser Stelle bei unseren Spendern ganz herzlich bedanken. Das wunderschöne Gebäude wurde vom Architekten Lasso Ouattara, dem Ehemann von Safi, gebaut. Für die Qualität des Unterrichtes sowie für den Bau wurden wir von Burkina Faso mit einer Auszeichnung belohnt. Der Sicherung und der Weiterentwicklung unserer Ausbildungsstandards gilt unsere ganze professionelle Aufmerksamkeit – wir wollen eine Vorzeigeschule für das ganze Land bleiben.
Projektverantwortung
Safi Ouattara Diallo garantiert mit ihrer Zuverlässigkeit, ihrem wertvollen Netzwerk und ihrem umfassenden, modernen Ansatz jederzeit einen erfolgreichen Projektverlauf. Durch regelmässige Besuche von Bea Petri in Ouagadougou und Gegenbesuchen der Schulleitung zu Ausbildungszwecken in der Schweiz, wird eine kontinuierliche Entwicklung gewährleistet. Die Anwesenheit von Safi Ouattara Diallo in der Schweiz ermöglicht den Geldgebern ausserdem einen Direktkontakt mit den Verantwortlichen.
Jedes Jahr findet eine festliche Afrika Soirée in der Schweiz statt, an der aufgezeigt wird, was mit den Spendegeldern finanziert wird.
Mikrokredite
Im Jahr 2016 haben wir mit der Vergabe von rückzahlbaren Mikrokrediten begonnen. Diese geben wir jedoch nicht in Form von Geld, sondern mit Produkten und Hilfsmitteln, die es der Gesuchsstellerin oder dem Gesuchssteller ermöglichen, ein eigenes Atelier oder einen Shop zu eröffnen (s. Film Charlotte).